Was ist eigentlich Totengedenken in der Kirche ?
Wenn eine zusätzliche Kerze auf dem
Altar steht, hat das etwas zu bedeuten.
Wir zünden eine bestimmte Kerze
an, wenn wir uns im Gottesdienst an
einen Verstorbenen erinnern, von dem
wir uns in der vergangenen Woche auf
dem Friedhof verabschiedet haben.
Das Kerzenlicht auf dem Altar bringt
Hoffnung, dass Gott die Verstorbenen
nicht im Dunkel lässt, sondern unsere
Toten ins Licht holt und ihnen das
ewige Licht leuchtet.
Und wir nennen noch einmal seinen
Namen. Wir tun dies im Vertrauen,
dass der Verstorbene nicht nur in unseren
Gedanken weiterlebt, sondern
bei Gott aufgehoben ist. Auch Gott
kennt unsere Namen. In Jesaja 43
heißt es: „Ich habe dich bei deinem
Namen gerufen, du bist mein.“ Der
Satz drückt das tiefe Vertrauen aus,
dass ein Mensch bei Gott geborgen ist,
jetzt und heute und über den Tod hinaus.
Am Ewigkeitssonntag – so heißt dieser
letzte Sonntag des Kirchenjahres, umgangssprachlich
wird er Totensonntag
genannt, kommen die Trauernden des
vergangenen Jahres noch einmal zusammen.
Die Namen der Menschen,
die in den letzten zwölf Monaten verstorben
sind, werden noch einmal im
Gottesdienst verlesen. Ich finde das
oft sehr bewegend. Es berührt mich
und erinnert mich daran, als ich im
Totensonntagsgottesdienst saß, einen
dicken Kloß im Hals hatte und den
Namen meines Onkels hörte.
Zu frisch war der Verlust, die Trennung
zu endgültig.
„Sobald wir uns trennen, läuft die Zeit
für uns“ – das hatte ein Freund zum
Abschied gesagt, „denn je länger wir
getrennt sind, desto eher kommen wir
auch wieder zusammen.“ Dieser Gedanke
tut gut, wenn Abschied weh tut.
Und vielleicht sind wir in der Ewigkeit
tatsächlich wieder mit denen zusammen,
die wir lieben. Daran zu glauben
linderte meinen Schmerz. Immer öfter
erinnerte ich mich dankbar an gemeinsame
Zeiten. Und hoffe bis heute, dass
wir uns wiedersehen. So wird mein
Totensonntag zum Ewigkeitssonntag.